Spanien 2012/2013:
Am Sonntag den 16.12.2012 machten wir im südspanischen Bolnuevo um 23:30 Uhr mit Bella unseren Spätspaziergang. Wir waren schon wieder auf dem Rückweg, da sahen wir eine Spanierin, mit einem Hund an der Leine und ein weiterer lief nebenher.

Als die Spanierin in eine Seitenstraße ging, blieb der freilaufende Hund auf dem Paseo und trottelte hinter Bella her. Ich dachte erst immer noch, dass der Hund zur Spanierin gehörte. Da ich wie immer Futter in der Tasche hatte, wollte ich ihm was geben, aber er schien vor mir Angst zu haben. Ich legte ihm eine Handvoll Futter auf den Boden und ging ein paar Meter zurück. Nun fraß er mein Trockenfutter und ich gab ihm mehr. Ich merkte aber immer, dass ich von ihm Abstand halten musste.

Bei Rosemarie war das anders, an ihr sprang er hoch und ließ sich auch von ihr streicheln und das immer wieder. Auch Bella kam mit ihm klar, sie spielte etwas mit ihm. Der Hund trottelte mit uns auf den Campingplatz, wo er im Vorzelt Nassfutter bekam und Wasser trinken konnte. Er muss sehr viel Durst gehabt haben, denn er trank den ganzen Napf leer und das war mehr als ein Liter. Den Fressnapf machte er natürlich auch leer.

Ich legte ihm eine weiche Unterlage ins Vorzelt, damit er dort übernachten konnte, denn draußen war es schon etwas kalt. Er legte sich auch auf die Unterlage, während wir in den Wohnwagen gingen. Ich wollte diesen Hund, einen Rauhaardackel noch etwas beobachten. Nach einiger Zeit ging er unter der Zelttür nach draußen. Ich zog den Reißverschluss der Tür etwas hoch und der Hund kam wieder rein. Bis um 2:30 Uhr machte er das einige Male ziemlich verschüchtert, bis er dann von draußen nicht mehr zurückkam.

Am nächsten Tag ging ich mit Bella den Paseo bis zum Ende und ging auf dem Rückweg durch Bolnuevo. Tatsächlich sah ich den Hund dort wieder. Er befand sich bei vier spanischen Frauen und wollte mit denen in ihre Wohnung gehen. Die Frauen fragten mich, ob der Hund zu mir gehöre oder ob er eventuell vom Campingplatz wäre. Sie wollten nicht, dass der Hund mit zu ihnen geht, und versuchten ihn zu verscheuchen. Das machten sie aber freundlich mit ihm, war für Spanier nicht selbstverständlich ist.

Ich gab dem Hund aus meiner Tasche etwas Trockenfutter und er lief wieder Bella und mir hinterher. Als wir wieder auf dem Paseo waren, lief er zu einem Paar mit Hund, das den Strand entlang liefe. Er blieb bei denen, soweit ich sehen konnte. Ich ging mit Bella zum Wohnwagen zurück und erzählte Rosemarie davon. Sie meinte, dass sie sich schon so etwas gedacht hatte, und sie hätte auch schon einen Namen für den Hund.

Ich besorgte mir eine lange Leine aus dem Reisemobil und ging wieder zum Strand. Ich sah, wie das spanische Paar wieder zurückkam. Auch sie fragten mich, ob es mein Hund ist, weil er zu mir lief. Ich gab ihm etwas Futter und musste mich diesmal nicht mehr von ihm entfernen, damit er fraß. Dann machte ich mit der Hundeleine eine Schlinge und legte sie ihm um den Hals. Paul, so hieß er jetzt auch bei mir, kam ohne Probleme mit mir mit. Im Vorzelt bekam er wieder Wasser und Futter.

Paulchen erkundete alles in der neuen Umgebung, vor allem wo es was zu fressen gab. Da er das Essen wieder in sich rein schlang, bekam er auch etwas mehr, vor allem auch Wasser. Er bekam ein Halsband von Bella und wurde wie Bella an eine acht Meter lange Leine festgemacht. Die beiden Hunde spielten miteinander, auch zu mir kam Paul, lieber aber zu Rosemarie.

Rosemarie bemerkte, dass das Fell von Paul sehr verfilzt war. Wir versuchten abwechselnd, mit einer kleinen Schere die verfilzten Knoten aus Pauls Fell zu entfernen. Einmal muss ich ihm wohl wehgetan haben, denn Paul schrie laut auf. Rosemarie konnte das viel besser als ich. Später bekamen wir ein messerähnliches Gerät geliehen, womit man gegen den Strich die Unterwolle entfernen konnte. Wir bekamen danach ein eigenes Gerät gekauft.

Am späten Nachmittag trafen wir beim Spazierengehen Bekannte, mit ihren drei Hunden und gingen eine Runde mit ihnen mit. Paulchen machte sich sehr gut in dem Rudel, spielte mit allen außer mit Bella. Als wir auf dem Rückweg zum ersten Tor des Campingplatzes kamen, mussten wir abbiegen, während die anderen zum nächsten Tor mussten. Obwohl ich zu Paul nichts sagte und er frei lief, bog er schon vor mir ins Tor ein, wo es zu unserem Wohnwagen ging.

Beim Spätspaziergang trottete Paul wieder ohne Leine mit uns mit, sodass ich absolut kein Gefühl hatte, der Hund könnte weglaufen. Auch in der Nacht gab es keine Probleme mit dem Hund, er schlief schön auf seiner Unterlage, aber im Wohnwagen.

Am nächsten Tag fuhren wir mit Paul zum Tierarzt. Bella musste zuhause bleiben, damit wir Paul in Bellas Anhänger transportieren konnten. Schon auf dem Campingplatz sprang Paulchen aus dem Anhänger, obwohl er festgegurtet war. Der Knoten, mit dem ich den Gurt provisorisch verlängert hatte, hatte sich gelöst. Unterwegs versuchte er noch einmal, aus dem Anhänger zu springen. Weil der Gurt diesmal hielt, kippte er mitsamt dem Hänger um. Rosemarie hatte mich aber gewarnt, sodass ich schnell bremsen konnte und der Hund nicht verletzt wurde.

Paul hatte beim Tierarzt keine Angst und blieb ganz ruhig auf dem Tisch sehen. Der Tierarzt untersuchte Paul allgemein und machte auch ein Blutbild. Weil Paul humpelte und möglicherweise auch Schmerzen in den Gelenken hatte, wurde zusätzlich noch geröntgt. Der Tierarzt meinte, dass Paul als Welpe wohl nicht die richtige Nahrung bekommen hatte. Wir bekamen 40 Tabletten für den Knochenaufbau, von denen er jeden Tag eine bekommen sollte. Das Blutbild zeigte, dass Paul keine der spanischen Krankheiten hatte, allerdings war ein Wert etwas erhöht.

Wir machten an diesem Tag noch drei Spaziergänge mit den Hunden. Paulchen benötigte absolut keine Leine, er trottete immer hinter oder vor uns her. Wenn er eine Frau mit Hund sah, musste er dort hin, kam aber zurück, wenn er sich zu weit von uns entfernt hatte.

Am nächsten Tag ging ich mit Paulchen mehrmals zum Strand, weil ich seine Bedürfnisse noch nicht kannte. Ich versuchte, ihn auch einmal kurz am Wohnmobil alleine zu lassen, aber er heulte und versuchte sich von seiner Leine loszureißen. Später machten wir einen weiteren Versuch. Rosemarie und ich gingen gleichzeitig duschen, während die beiden Hunde alleine im Wohnwagen blieben. Als wir zurückkamen, freuten sich beide, uns wieder zu sehen, sie hatten sich ganz friedlich im Wohnwagen verhalten.

Beim Spätspaziergang fand Paul einen großen Ball. Ich merkte jetzt, welch ein riesiges Maul er hatte, denn er konnte den Ball so mitschleppen. Ein paar Minuten später war der Ball zerbissen. Eine weitere Minute später hatte er kein Interesse mehr an dem Ball.

In den folgenden Tagen machten wir mehr Spaziergänge mit den beiden Hunden, als vorher mit Bella alleine. Allerdings hatten wir vorher Bella auch immer mitgenommen, wenn wir mit den Rädern fuhren. Bella durfte dann immer eine längere Strecke nebenher laufen. Mit zwei Hunden ging das nun nicht mehr. Rosemarie sagte immer öfter, dass Bella durch Paul leiden muss, ich sah das nicht so.

Bei unseren Spaziergängen zeigte sich, das Paulchen ein Liebling der Menschen war, denen er begegnete. Fast jeder Hund spielte mit ihm. Viele Leute sagten uns, dass ihre Hunde bei Paul viel friedlicher reagierten, als bei anderen Hunden. Ein großer Schäferhund hatte sich wohl in Paul verliebt, denn er lief ihm nicht nur hinterher, sondern war auch immer über ihm. Auch sein Besitzer sagte uns, dass sein Hund so etwas noch nie gemacht hätte.

Bei unserem nächsten Einkauf in Puerto de Mazarrón suchte ich für Paul ein Körbchen zum Schlafen. Ich fand nichts Dickeres, so kaufte ich zwei, die ineinander passten. An diesem Nachmittag kam uns auf dem Paseo ein alter großer Hund entgegen, und wollte auf Paul losgehen, ich konnte ihn aber von Paul ablenken. Zwei Tage später stürzte sich dieser Hund, den wir immer als friedlich kannten, auf Paul und biss ihn in den Rücken. Paul schrie und versuchte ihm entwischen. Mit unserer Hilfe schaffte er es dann.

Paul blühte so langsam auf und wurde mutiger. Er spielte mit Bella am Strand, wenn er jedoch Möwen sah, rannte er ihnen hinter, auch wenn er vorher etwas humpelte. Bei einem Spätspaziergang mussten wir Paul sogar im Wohnwagen lassen. Er konnte mit seiner linken Pfote nicht mehr auftreten, er hatte sie entweder beim Jagen der Möwen verletzt, oder die Pfote überfordert.

Inzwischen hatte ich ein kleines Plakat angefertigt, auf dem ich die Eigenschaften von Paul beschrieb und dass wir eine Familie für ihn suchen. Dieses Plakat kam aber nur an unser Reisemobil.

Am nächsten Montag bekamen wir Besuch von Helga und Jürgen Müller. Die beiden hätten im Frühjahr bald Carlos mitgenommen, wenn Jürgen nicht auf dem Campingplatz zusammengebrochen wäre. Als sie Paul sahen, und erfuhren, dass wir eine Familie für Paul suchten, überlegten sie lange, ob sie ihn eventuell nehmen sollten. Es sprach aber leider mehr dagegen als für die Mitnahme.

Bei unseren Strandspaziergängen jagte Paul immer öfter mit einer ungeheuren Power und Ausdauer hinter fliegenden Möwen her. Die Leute blieben auf dem Paseo häufig stehen schauten Paul hinterher, weil sie diesem kleinen Hund die Geschwindigkeit und Ausdauer nicht zutrauten. An einem Nachmittag rannte Paul den Möwen Richtung Campingplatz hinterher und kam nicht wieder zu uns zurück. Als wir später an unserem Wohnwagen ankamen, saß er friedlich dort und war sogar angeleint. Am nächsten Tag trafen wir die Frau, die Paulchen eingefangen und angeleint hatte, und dankten ihr dafür.

Am Nachmittag kam Rita, eine Hundebesitzerin vorbei und erzählte uns, dass sie möglicherweise einen Interessenten für Paul hätte. Es handelte sich um eine Familie, die in Bolnuevo ein Haus gemietet hatte. Sie mussten vor einer Woche Ihren Dackel einschläfern lassen. Es war ihr vierter Dackel und alle waren verschiedene Arten. Leider war Paul, dem Mann zu lang. Er wollte noch einmal darüber schlafen, ging aber davon aus, dass er Paul nicht wollte. Am nächsten Tag sagte er dann verbindlich ab.

Auf unseren Spaziergängen trafen wir immer wieder Leute, die Paul toll fanden. Wir hörten häufig, dass sie Paul nehmen würden, wenn sie nicht schon einen Hund hätten. Das passierte bis zu unserer Abreise aus Spanien immer wieder.

Am Dienstag machte Dagmar Hundeschule. Da Rosemarie mit Bella nicht mitmachen wollte, nahm ich nur Paul mit. Der kannte natürlich noch keinen der Kommandos: „Sitz“, „Platz“ oder „Steh“. Beim Laufen machte er sich ganz gut. Das Rufen sollte mit „Hiiiier“ geschehen, aber ich verwendete einfach „Komm“, dass Paul scheinbar schon kannte, dabei war er sogar einer der Besten. Beim nächsten Mal machte Bella mit, die so etwas natürlich kannte und alles konnte. Auch Paul machte es nicht schlecht, vor allem wenn man bedenkt, dass er vor einigen Tagen noch ein Streuner war.

Beim nächsten Mal war eine junge spanische Hündin aus einem Tierheim dabei, die mit allen Übungen Probleme hatte. Auch Paul machte diesmal Probleme, bei „Fuß“ zog er immer woanders hin. Das erinnerte mich stark an Bella, die bei schlechtem Wetter immer Probleme in der Hundeschule machte.

Bei den Morgenspaziergängen liefen wir meistens auf dem Deich der Rambla und zurück über einen alten Campingplatz. Häufig war Rainer mit seiner Bella dabei. An einem Freitagmorgen sahen wir zwei Bündel mit je neun Abwasserrohren auf dem alten Campingplatz liegen. Die Rohre hatten einen Durchmesser von fast achtzig Zentimetern und waren 18 Meter lang. Ich dachte mir, die Hunde mal durch die Rohre laufen zu lassen, würde denen Spaß machen.

Das war aber nicht einfach, ich warf etwas Essbares hinein, die Hunde liefen um die Rohre herum und versuchten es unter den Rohren zu finden. Der Erste, der zögerlich in ein Rohr hineinging, war Paul. Irgendwann machte auch Bella mit und sich begegneten sich in einem Rohr. Als sie aneinander vorbei wollten, rutschten beide an den glatten Wänden aus. Später lief Paul immer mal wieder durch diese Rohre.

Nach einigen Tagen schweißten Arbeiter jeweils sieben dieser Rohre zusammen. Paul versuchte einmal, durch eines dieser jetzt hundert Meter langen Rohre zu gehen. Er war schon im dritten Rohr, da kam er wieder zurück. An den Stellen, wo die Rohre zusammengeschweißt waren, gab es innen sehr hohe Kanten. Paul hatte wohl damit Probleme, sodass er zurückkam.

Beim Spätspaziergang gingen wir manchmal auch durch Bolnuevo zurück. Auch dort konnten wir die Hunde ohne Leine laufen lassen, so spät fuhr selten ein Auto vorbei. Paul kletterte dabei fast immer auf einen kleinen Berg. Einmal wollte von dort eine ca. drei Meter hohe steile Steinmauer herunterspringen, ich konnte ihn aber davon abbringen. Ein anderes Mal wollte er an dieser Mauer hochklettern, rutschte ab, ich konnte ihn soeben noch auffangen. Ich hatte Angst, dass er dabei seine empfindlichen Pfoten verletzte.

Wegen schlechten Wetters fuhren wir am 17. 1. mit dem Reisemobil nach Cartagena. Paul verhielt sich bei der Fahrt völlig unproblematisch, obwohl er einige Male im Fahrzeug umherlief. Dort angekommen liefen wir erst einmal eine Runde mit den Hunden. Dabei zog Paul mit voller Kraft an der Leine, dass ich froh war, als er wieder im Fahrzeug war. Als wir ohne Hunde zum Einkaufscenter gingen, war Paul ganz wild darauf, uns aus dem Fenster hinter zu schauen.

Beim großen Chinaladen fand ich für Paul ein schönes Körbchen, während Bella eine warme Hütte bekam. Als wir danach noch eine Runde spazieren gingen, war Paul immer noch nicht einfacher. Im Fahrzeug verhielten sich beide Hunde wieder prima und freuten sich, als wir wieder zurückkamen. Sie bekamen natürlich etwas von unserem Mittagessen ab.

Auf der Rückfahrt fing Paul, auf einmal an zu jammern. Wir wussten ja, dass Paul so etwas nicht grundlos macht, und suchten eine passende Stelle, wo die Hunde auch etwas Auslauf hatten. Bei einer neuen Umspannanlage hielten wir dann an. Obwohl ich Paul angeleint hatte, war er auf einmal frei und lief weg. Normalerweise hörte Paul inzwischen sehr gut auf seinen Namen, reagierte aber diesmal nicht auf mein Rufen. Ich lief ihm zwar hinterher, aber er entfernte sich immer weiter weg von mir, einen Berg hinauf.

Wir beschlossen, zum Fahrzeug zurückzugehen, um dort auf Paul zu warten. Ich war mir nicht sicher, ob er zurückkommen würde, denn ich wusste ja nicht, was Paul bisher in seinem bisherigen Leben alles ertragen musste. Wie groß war die Freude, als er auf einmal angerannt kam, noch bevor wir am Fahrzeug waren.

Bei einem Spätspaziergang trafen wir eine holländische Frau mit zwei großen Hunden an der Leine. Paul lief natürlich sofort hin und spielte mit ihnen. Die Frau erzählte uns, dass einer der beiden Riesenschnauzer es nicht mochte, angebellt zu werden. In dem Moment bellte Bella diesen Hund an und der bellte sofort zurück. Bella erlaubt leider nur sich selbst das Bellen und wurde ziemlich giftig. Paul zog sich im ersten Moment zurück, griff dann aber plötzlich ein. Er wurde richtig aggressiv und wirbelte bellend herum. Die Frau war total überfordert und schrie um Hilfe, während ich versuchte, Paul einzufangen.

Als Rosemarie dann endlich Bella eingefangen hatte, bekam auch ich, Paul zu fassen. Eigenartigerweise beschnupperte Paul, schon wieder problemlos die beiden Hunde. Das Beste wäre gewesen, wenn die Frau ihre Hunde von der Leine gelassen hätte, dann hätte der schwächere Hund flüchten können. Dass man in so einer Situation, kaum daran denkt, die Hunde von der Leine zu lassen, verstehe ich, aber das Beste wäre es auf jeden Fall.

In der nächsten Zeit gingen wir immer wieder mit beiden Hunden den Strand entlang. Fast jedes Mal lief Paul den Möwen, aber auch Tauben hinterher. Wenn er dann wieder in die entgegengesetzte Richtung rannte, versuchte ich, ihn zu rufen, damit er wusste, wo wir gerade sind. Ich weiß nicht, ob es daran lag, aber Paul kehrte nun immer wieder zu uns zurück, vielleicht kannte er inzwischen unsere Geh-Gepflogenheiten. Häufig kehrten wir im „Oasis de las Palmeras“ ein, wo Paul uns meistens Probleme machte.

Wenn er dort Vögel sah, wollte er sie jagen. Da er dort aber immer an der Leine war, zog er wie wild daran und machte sein Jagdgebell. Das war so intensiv, dass man es den anderen Gästen nicht zumuten konnte. Ich ließ Paul dann immer kurz frei, um ihn bei der nächsten Gelegenheit wieder anzuleinen. Einmal jagte er den Vögeln sogar im Restaurant hinterher. Dabei sprang er auf Tische, Stühle und Sessel.

Bei einem Nachmittags-Spaziergang lief Paul besonders lange den Möwen hinterher. Er lief bestimmt fünfzehn Kilometer an einem Stück mit vollster Geschwindigkeit. Irgendwann kam er vom Ende des Strandes zu uns zurückgelaufen und fiel 150 Meter vor mir um. Er stand wieder auf, lief 10 Meter weiter und fiel wieder um.

Er stand noch einmal auf, kam aber nur 3 Meter weit, sodass ich zu ihm hinging. Er lag erschöpft am Boden, hechelte stark und sein Herz pumpte wie irre. Ich ließ ihn am Boden liegen und versuchte ihn zu beruhigen. Nach zehn Minuten konnte ich ihn anleinen und wir konnten zum Wohnwagen zurückgehen.

Ende Januar waren wir beim Spätspaziergang schon auf dem Paseo, da lief Paul auf einmal wieder zurück auf den Campingplatz. Ein paar Sekunden später kam der Pförtner und verschloss die Tore zum Strand. Wir sahen Paul noch einmal kurz in einer Ecke des Campingplatzes, dann war er nicht mehr zu sehen. Wir machten unseren Spätspaziergang mit Bella weiter. Zurück auf dem Campingplatz musste ich Paul eine ganze Weile suchen. Als ich ihn nach einer halben Stunde sah, kam er auch sofort zu mir und ließ sich anleinen.

Gegen 1 Uhr hörte ich auf einmal einen Hund würgen, das konnte nur Paul sein. Ich stand sofort auf und sah, dass Paul sich überall auf den Teppichen übergeben hatte. Ich warf alle Teppiche raus ins Vorzelt, während Rosemarie den Boden reinigte. Da Paul immer noch würgte, ging ich mit ihm noch einmal eine Runde außerhalb des Campingplatzes. Paul hatte sicher in der Zeit als er alleine auf dem Campingplatz herumlief etwas gefressen, was nicht gut für ihn war.

In der gleichen Woche fuhren wir mit den Hunden nach Puerto de Mazarrón, wo wir als Erstes Kaffee tranken. Auch Paul verhielt sich dort verhältnismäßig ruhig. Als Belohnung gingen wir mit Bella und Paul zum Strand, wo beide ohne Leine laufen durften. Natürlich lief Paul dort wieder den Möwen hinterher, aber dort hatte er großen Auslauf und konnte auch über den breiten Paseo rennen. Nachdem er ausgepowert war, kam er wieder zu uns und ließ sich anleinen.

Manchmal liefen wir nur eine Richtung am Strand oder Paseo. Dann gingen wir den Berg hoch, zum oberen Teil von Bolnuevo. Weil dort wenig Autos fuhren, durften die Hunde den größten Teil der Strecke ohne Leine laufen. Auf dem Rückweg hinunter kehrten wir dann regelmäßig beim Café Colonia ein. Im Windschatten dort konnte man sehr lange, die die Sonne genießen.

Wegen der vielen Spatzen und ein paar Tauben dort, war Paul aber immer unruhig. Er bellte manchmal so heftig den Vögeln hinterher, dass ich ihn dann von der Leine ließ. Das laute Bellen von Paul konnte man den anderen Gästen einfach nicht zumuten. Wenn er dann den Vögeln hinterherlief, hatten die anderen Gäste sogar Spaß an seinem Verhalten und seiner Ausdauer.

Paul lief einmal gerade um ein parkendes Auto, als er plötzlich aufschrie und fast eine Minute lang weiter schrie. Rosemarie nahm Paul auf und ließ ihn eine Weile auf ihrem Schoß liegen. Nach zehn Minuten wollte er wieder auf die Erde und hatte keine Probleme beim Laufen. Wahrscheinlich hatte er sich nur einen Nerv oder eine Sehne verklemmt.

In der zweiten Februarwoche war ich mittwochs gegen 24 Uhr gerade ins Bett gegangen, da hörte ich wie Paul würgte. Ich stand schnell auf und ließ ihn ins Vorzelt, damit er sich dort übergeben konnte. Paul lief aber sofort unter der Vorzelttür durch und begann sich draußen zu übergeben. Ich zog mich schnell an und ging nach draußen, aber Paul war nicht mehr da.

Also zog ich noch eine Jacke an und begann Paul zu suchen. Ich suchte an den Stellen, wo er öfter herlief, wenn er ausbüxte. Als ich ihn dann nach einer Stunde sah, bewirkte mein Rufen nur, dass er sich von mir weiter entfernte. Das ganze passierte nun mehrere Male. An einer Parzelle, auf der er sich in dieser Nacht häufig herumtrieb, legte ich eine Spur mit Futter. Als Paul beim nächsten Mal aus dieser Parzelle kam, warf ich ihm Futter hin. Beim dritten Mal klappte es und er fraß es.

Ich warf noch einmal Futter, um ihn näher zur Futterspur zu locken. Ich hatte endlich Glück, Paul fraß ein Stück nach dem anderen. Als er Nahe bei mir war, konnte ich ihn ohne Probleme einfangen. Ich musste ihm erst einmal sein Geschirr anziehen, denn er war ja ohne weggelaufen. Als ich wieder im Wohnwagen war, hatten wir inzwischen 2:15 Uhr.

Am darauffolgenden Sonntagmorgen fuhren wir morgens bei nebligem Wetter zu Barbara Giel nach Vicar. Die Autovia A7 war leer, sie wirkte wie ausgestorben. Ab und zu kam die Sonne heraus, zum Fahren war das Wetter angenehm. Paul verhielt sich auf dieser für ihn bisher längsten Fahrt ausgezeichnet. Ab und zu wollte er auf Rosemaries Schoß, aber das lag an Bella, weil Sie das öfter durfte.

Da sich Barbara kurz vor unserer Ankunft schlafen gelegt hatte, machten wir einen Spaziergang den Berg hinauf. Ein Hund von Christian, hatte sich sofort mit Paul angefreundet und lief mit uns mit. Paul war sofort der Anführer und die beiden anderen liefen hinterher. Zwischendurch bekam ich schon etwas Angst, weil Paul sich sehr nahe an einen 100 Meter tiefen, steil abfallenden Abhang herantraute. Er reagierte aber auf mein Rufen und kam zurück. Ab und zu jagte er Vögeln hinterher, war aber immer wieder schnell bei uns.

Als wir wieder zurück waren, war auch Barbara inzwischen wach. Die Hunde kamen alle gut miteinander aus und wir konnten lange reden. Plötzlich sah ich wie Paul aus einem riesigen Fressnapf mehr als ein Kilo Trockenfutter fraß. Als wir ihm den Napf wegnahmen, versuchte er sich an einer großen Kiste voller Futter, aber auch das wurde schnell unterbunden. Paul verhielt sich den Rest des Abends vorbildlich, so als wäre er schon immer hier gewesen.

In der Nacht ließ ich Paul zweimal aus dem Wohnmobil, weil er jammerte. Da er ja so viel gefressen und getrunken hatte, hatte er bestimmt Druck und musste sicher etwas machen. Ein kleiner Ruf seines Namens genügte und schon war er wieder im Reisemobil. Auch am nächsten morgen beim Frühstück war Paul total unkompliziert. Mal lief er mit anderen Hunden raus, dann besuchte er uns. Ich glaube, für Paul war es einer der schöneren Tage in seinem Leben.

In der gleichen Woche kam Paul zum ersten Mal vom Mittagsspaziergang, nicht mit Bella und mir, zurück auf den Campingplatz. Nach einer Viertelstunde kam er auf einmal zu unserer Parzelle angedackelt. Er hatte einen Gesichtsausdruck, als wäre ihm bewusst, dass er sich nicht richtig verhalten hatte. Oder hatte er uns unterwegs vielleicht gesucht?

In der letzten Februarwoche fuhren wir mit dem Reisemobil wieder nach Cartagena. Damit Paul nicht in Versuchung kam beim Fahren vor meine Füße zu laufen, hatte ich mir als Sperre eine starke Pappe angefertigt. Die Pappe funktionierte zwar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber ich bekam Erkenntnisse, was ich besser machen musste. Wie immer wollten die beiden Hunde zu Rosemarie auf den Schoß. Bella verhielt sich bei der Fahrt am Besten, sie lag häufig in ihrer Hütte unter dem Tisch.

Vor dem Einkaufen liefen wir eine Runde mit den Hunden. Diesmal zog Paul nicht ganz so schlimm an der Leine wie beim letzten Mal, trotzdem war es für mich anstrengend. Ich glaubte inzwischen, dass es das Neue war, dass Paul erkunden wollte und das immer im Laufschritt. Nachdem ich für mich Jeans gekauft hatte, suchte ich beim Carrefour Büffelhautknochen, fand aber keine. Als ich dann zum Fahrzeug zurückkam, saß Paul auf dem Armaturenbrett, wo es ihm sichtlich gefiel.

Nachdem Rosemarie auch zum Fahrzeug kam, gingen wir zum Italiener essen, wo wir natürlich wieder etwas für die Hunde einpackten. Als wir danach zum Reisemobil zurückkamen, saß Paul wieder auf dem Armaturenbrett. Ich konnte soeben noch verhindern, dass er dort heruntersprang, und hob ihn herunter. Während wir auf Rosemarie warteten, animierte ich Paul auf Rosemaries Sitz zu springen, er aber versuchte, über die Mitte aufs Armaturenbrett zu springen. Er rutschte ab und ich konnte ihn noch soeben auffangen.

Dieses Springen in der Mitte des Armaturenbrettes machte mir nun Kopfzerbrechen. Nicht nur, dass Paul sich dabei verletzen konnte, er konnte auch den Schalthebel bewegen. Da das beim Hoch-, aber auch beim Runterspringen passieren konnte, wusste ich nicht, welche Position die sicherste war. Durch die schwache Handbremse des Fahrzeuges ist ein eingelegter Erster- oder Rückwärtsgang in manchen Parksituationen sehr wichtig. Paul war sicher in der Lage, den Gang herauszunehmen, aber welchen?

Am ersten Wochenende im März wollten wir zum letzten Mal zum 120 Kilometer entfernten Markt nach Guardamar fahren. Wir fuhren am Samstagnachmittag zuerst nach Puerto, wo wir bei Carlos im Isla Plana etwas tranken und Tapas aßen. Weil auch dort Tauben und Spatzen herumflogen, machte Paul wieder Terror. Ich ließ ihn ein paar Mal von der Leine, weil er nicht mehr aufhörte zu bellen. Das Freilaufen war nicht ganz ungefährlich, weil ständig Autos vorbeifuhren und Paul beim Jagen nicht darauf achtete. Wir brachen dort etwas eher auf, weil Paul einfach zu anstrengend war.

Nun fuhren wir weiter Richtung Guardamar, vorbei an Cartagena. In Orihuela bekamen die Hunde eine deutsche Bratwurst und wir eine Currywurst. Als wir gegen 17 Uhr am Markt ankamen, ging ich sofort mit den Hunden Gassi. Da dort kaum Verkehr war, ließ ich die Hunde frei laufen. Bella lief als Erstes unter einem Zaun in eine Orangenplantage und Paul lief kurze Zeit hinterher. Bella spielte mit einer am Boden liegenden Zitrone. Wobei ihr der Speichel ständig aus dem Maul lief. Nach einer halben Stunde kam Bella wieder aus der Plantage heraus, Paul allerdings nicht.

Immer wenn Paul in meiner Nähe vorbei lief und ich ihn rief, verschwand er besonders schnell. Ich versuchte mehrere Male, dass er zu mir kommt, aber es klappte einfach nicht. Als es anfing, zu dämmern, bat ich Rosemarie, dass sie auch einmal den Paul rufen sollte, aber Paul kam nicht. Als es anfing, zu dämmern, nahm ich eine Taschenlampe und ging in die Plantage hinein, aber von Paul gab es keine Spur. Ich stellte fest, dass diese Plantage ziemlich groß war und Paul sich in der Dunkelheit verirren könnte. Immer wieder rief ich ihn, und versuchte ein Geräusch, von Paul zu hören, aber ich hörte nichts. Sollte ich mit Paul wieder so ein Desaster erleiden, wie mit Carlos vor einem Jahr?

Um 20:15 Uhr hörte ich in der Ferne, wie Rosemarie den Paul rief. Ich war sowieso auf dem Rückweg, weil ich keine Chancen mehr sah, Paul zu noch zu finden. Als ich am Fahrzeug ankam und Rosemarie mir sagte, dass Paul wieder da ist, liefen mir vor Freude die Tränen herunter. Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich hatte eigentlich Paul schon aufgegeben, aber nun war er ja wieder da.

Beim Spätspaziergang musste Paul an der Leine bleiben. Er machte erstaunlicherweise keine Probleme. Wir merkten, dass er stark humpelte, er hatte sich wohl verletzt.

Am Sonntag führte ich zuerst die Hunde aus. Paul humpelte immer noch sehr stark. Während wir auf dem Markt frühstückten und später einiges einkauften, blieben die Hunde im Fahrzeug. Ich schaute zwischendurch immer mal wieder ins Reisemobil, aber die Hunde waren immer friedlich und warteten geduldig. Um 13:30 Uhr fuhren wir dann nach Hause, nachdem die Hunde noch einmal Pipi machen konnten. Paul verhielt sich beim Fahren wieder prima, er legte sich vor den Beifahrersitz und blieb ganz ruhig. Ich glaube, dass wir die Reise nach Deutschland mit ihm, ohne große Probleme machen können.

Zurück auf dem Campingplatz ging ich sofort mit den Hunden Gassi. Paul humpelte immer noch sehr stark und lief manchmal nur auf drei Beinen. Als er aber Vögel fliegen sah, lief er volle Pulle los, als wenn er völlig unverletzt wäre. Zurück in unserem Vorzelt schaute ich mal seine verletzte Pfote an und sah komische längliche Teile zwischen seinen Krallen.

Auch im Fußballen steckte etwas mitten drin. Ich versuchte, dieses Ding mit einer feinen Zange herauszuziehen, aber es gelang mir nicht. Auch die anderen Teile konnte ich bei Paul nicht entfernen, denn er versuchte, mich zu beißen, weil ich ihm Schmerzen bereitete. Ich erzählte Rosemarie davon, aber Paul ließ auch sie nicht an seine Pfoten.

Nach unserem Spätspaziergang versuchte Rosemarie, noch einmal das Ding aus seiner Pfote zu ziehen und tatsächlich gelang es ihr. Das Ding war fast drei Zentimeter lang und an der dicksten Stelle über 3 mm dick, möglicherweise ein Dorn von einem großen Kaktus. Ich war total erleichtert, denn es tat mir weh, wenn ich Paulchen so humpeln, sah. Am nächsten Tag humpelte nur noch leicht.

Da es an diesem Tag regnete, ging ich in einer Regenpause um 14 Uhr mit den Hunden raus. Bella blieb am Tor des Campingplatzes stehen und wollte nicht mitkommen. Ich musste Paul hinterher laufen, aber dann bellte Bella jemanden auf dem Campingplatz an und ich musste dort hin. Als ich Bella an der Leine hatte, lief Paul auf dem Campingplatz an mir vorbei und ließ sich durch Rufen nicht aufhalten. Diesmal konnte ich ihn allerdings nach zehn Minuten einfangen.

Am Ende der Woche kam Rita Paul abholen, um mit ihm spazieren zu gehen. Sie wollte spazieren gehen, brauchte dafür aber einen Grund, nämlich Paul. Als sie nach 1½ Stunden zurückkam, war sie sehr zufrieden mit ihm.

Freitagnacht übergab sich Paul mal wieder, wir merkten es aber erst am nächsten Morgen. Beim Spazieren gehen, war Paul nicht so aktiv war wie sonst. Auch Rita merkte, dass es Paul nicht so gut ging, als sie wieder mit ihm spazieren ging.

Am Samstag vor unserer Abreise aus Spanien, fuhren wir noch einmal mit dem Reisemobil, zum Markt nach Mazarrón. Die Hunde blieben wie immer im Fahrzeug. Danach fuhren wir nach Puerto, wo ich beim Chinesen noch etwas einkaufen musste. Beim Aussteigen entwischte uns Paul in ein großes Gelände mit vielen Sträuchern und Gestrüpp. Wie immer wenn er weggelaufen war, reagierte er auf meine Rufe so, dass er sich weiter von uns entfernte. Ich versuchte ihn, mit Bella zu suchen, aber ich fand ihn nicht.

Nach 1½ Stunden kam er auf einmal in meine Nähe und lief dann auch zu mir, als ich ihn rief. Ich bemerkte, dass sein Geschirr fehlte. Er hatte sich wohl in einem Gestrüpp verfangen und sich mit Gewalt daraus gezogen. Ich schnappte ihn mir und trug ihn ins Fahrzeug, denn ich wollte ihn nicht noch einmal entwischen lassen. Ich glaube, dass Paul froh war, wieder bei mir angekommen zu sein. Ich musste nun noch schnell, ein Hundegeschirr für Paul kaufen. Beim Spätspaziergang lief Paul viel besser an der Leine als sonst.

Zwei Tage später verschwand Paul mal wieder, im Gestrüpp an den Seiten der Rambla. Als er wieder zu mir zurückkam, hatte er einen drei Millimeter breiten Strich auf seinem linken Auge und es war etwas trübe.

Das verletzte Auge von Paul war am nächsten Morgen ganz geschlossen. Rosemarie träufelte ihm Ihre Augensalbe ein. Eine Wunde neben dem Auge, die ich am Vortag übersehen hatte, behandelte sie mit Betaisadona. Hätten wir nicht auf die Abholung unseres Wohnwagens gewartet, wäre ich sofort mit Paul zum Tierarzt gefahren. Leider wurde der Wohnwagen erst 2½ Stunde später als vereinbart abgeholt. Am Abend war das Auge von Paul aber wieder offen. Es tränte zwar noch etwas, aber es sah gut aus.

Am letzten Tag auf dem Campingplatz fuhren wir noch einmal nach Puerto de Mazarrón, natürlich mit den Hunden. Beim Kaffeetrinken am Hafen war Paul an diesem Tag richtig unproblematisch. Danach wollten wir die Hunde noch einmal am Strand frei laufen lassen, aber wegen des Feiertages und des schönen Wetters war dieser voller Leute. Also liefen wir durch einige Nebenstraßen von Puerto, damit die Hunde Pipi machen konnten.

Beim Spätspaziergang schaute ich mir Paul an, der unbekümmert wie jeden Abend daher lief. Wird er sich an Deutschland gewöhnen, habe ich überhaupt das Recht, einem Hund seine Heimat zu nehmen? Carlos im letzten Jahr wäre mit mir überall hingegangen, den habe ich leider in Spanien zurückgelassen. Ich bekam ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, aber ich wollte dem Hund doch wirklich nur helfen.

Die Fahrt nach Hause:
Am Morgen der Abfahrt ging ich schon um 7:30 Uhr duschen. Danach ging ich mit den Hunden Gassi, während Rosemarie unser Fahrzeug für die Abreise vorbereitete. Beim Hundespaziergang blieb Paul ungewöhnlich lange im Gestrüpp der Rambla. Ich wollte gerade wieder zurückgehen, da sah ich ihn in der Ferne in meine Richtung laufen. Als er dann bei mir war, sah ich, dass schon wieder sein Geschirr weg war. Ich machte mit der Leine eine Schlinge, die er um den Hals bekam, damit ich ihn sicher ins Fahrzeug bekam.

Paul bekam ein noch vorhandenes Halsband angelegt, dann fuhren sofort los. Am Sanitärgebäude hielt ich an, weil ich noch einmal entsorgen wollte. Dabei entwischte uns Paul aus dem Reisemobil und lief über den Campingplatz. Diesmal konnte ich ihn aber, innerhalb von 10 Minuten wieder einfangen.

In der Nähe von Valencia hielten wir zum ersten Mal an, um mit den Hunden Gassi zu gehen. Paul verhielt sich an der Leine wie nachts auf dem Campingplatz in Bolnuevo. Er zog wie ein Irrer an der Leine, dass ich ihn ein paar Mal anschrie. Wir gingen an diesem Tag noch zweimal mit den Hunden Gassi. Um 23 Uhr kamen wir am Übernachtungsplatz in Irun an, wo wir noch einmal kurz mit den Hunden gingen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach kurzem Gassi gehen um 8:15 los. Bis zu unserer nächsten Übernachtungsstelle hinter Paris führten wir die Hunde noch viermal aus. Mit Paul war das wirklich schwierig, weil er immer los wollte und mit seiner ganzen Kraft an der Leine zog. Beim Fahren verhielt sich Paul jedoch vorbildlich, meistens lag er im Beifahrerfußraum. Weil Bella immer wieder mal auf Rosemaries Schoß wollte, wollte Paul das natürlich auch ab und zu. Beim letzten Gassigang mit den Hunden war es schon äußerst kalt draußen. Das war sicher ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage in Deutschland.

Das Gassigehen fiel am nächsten Morgen sehr kurz aus, weil es sehr kalt draußen war. Im Fahrzeug war es allerdings schön warm und wir fuhren um 7 Uhr los. Um 8:30 Uhr kamen wir an einem Auchan Supermarkt vorbei, an dem wir vor zwei Jahren übernachtet hatten. Ich füllte an der Tankstelle noch einmal den Tank auf. Währen Rosemarie ein Baguette kaufte, ging ich kurz mit den Hunden raus. Inzwischen war der Wind aufgefrischt, sodass die Kälte noch mehr zu spüren war.

Unser heutiges Ziel war Rosemaries Freundin Gitta. Paul fühlte sich dort sofort wie Zuhause. Er lief die Treppen hoch in die obere Etage. Gitta ging später noch zweimal mit Paul an der Leine und Rosemarie mit Bella spazieren.

Am nächsten Morgens gingen wir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, mit den Hunden durch den Wald. Da aber die Wege im Wald nur aus Matsch bestanden, drehten wir sehr schnell wieder um. Rosemarie musste die beiden Hunde kräftig sauber reiben, damit wir mit denen bei Gitta, frühstückten konnten. Gegen Mittag fuhren wir dann weiter nach Hause. Bevor wir Zuhause ankamen, fuhren wir noch zum Fressnapf, um für Paul wieder ein vernünftiges Geschirr und eine starke Hundeleine zu kaufen.

Unterwegs zerbrach ich mir den Kopf, wie wir das Reisemobil ausräumen konnten, ohne dass Paulchen ausbüchst. Es klappte dann aber ganz prima, in dem ich Paul relativ kurz am Beifahrersitz anband. Rosemarie packte Kisten voll, die ich ins Haus brachte. Nach einer Stunde waren alle Sachen im Haus.

Ich fuhr das Reisemobil mit den Hunden zum Stellplatz, während Rosemarie mit dem PKW hinterher kam. Danach wurden noch ein paar Sachen in den PKW gepackt, ebenso die Hunde. Erstaunlich, wie selbstverständlich Paul mit dem PKW mitfuhr. Noch erstaunlicher war es, wie gut er im Haus zurechtkam. Er untersuchte alles und die offenen Treppen, machten ihm keine Probleme, wie vor zwei Jahren Bella.

In Deutschland:
Paul erkundete sofort alle Räume, ging aber nirgendwo dran. In der ersten Nacht schliefen beide Hunde bei uns im Schlafzimmer, Bella in einer Hütte, Paul in einem Körbchen. Am nächsten Tag machte ich um 8 Uhr die erste Runde mit den Hunden. Obwohl wir Frost hatten, machte die Runde beiden Hunden Spaß. Leider zog Paul so stark an der Leine wie nachts in Spanien.

Nach der Runde fuhren wir mit den Hunden nach Dorsten zum Frühstücken. Wir parkten etwas abseits von der Hauptstraße. Beim Aussteigen aus dem Auto sprang Paul über die Sitze und sofort nach draußen. Die Leine zog er hinter sich her und rannte weg. Er lief durch einen verwilderten Garten und hing auf einmal mit der Leine, in einem Gestrüpp am Bahndamm fest.

Ich versuchte ihn, dort rauszuholen, aber das war nicht einfach, denn das Gestrüpp bestand aus Brombeersträuchern. Ständig hing ich mit der Kleidung irgendwo fest. Als ich irgendwann bei Paul angekommen war, musste ich ihn tragen, was noch schwieriger war. Es dauerte sehr lange, bis ich auch die Leine freihatte. Paul riss sich dann aus meinen Armen los, ich konnte aber die Leine soeben fassen. Mit Rosemaries Hilfe gelang es mir dann, Paul wieder aus dem Garten zu bekommen.

Im Café Caribbean verhielt sich Paul ganz toll. Er schaute ganz interessiert, durch die großen Fenster nach draußen und war dabei ganz still. Sicher war er von seiner Eskapade, etwas abgekämpft, aber Paul hatte noch erheblich mehr Power. Das Frühstück verlief jedenfalls so unkompliziert, dass wir für die nächsten Tage keine Angst mehr davor hatten.

Für die nächsten Spaziergänge machte ich ein Gummiseil zwischen Geschirr und Leine. Das war anfangs doppelt und bewährte sich aber überhaupt nicht. So konnte es sein, dass Paul sich auf beiden Seiten in dem Gummiseil verwickelte. Ich kürzte das Gummiseil ein, aber nach ein paar Tagen hatte er es durchgerissen.

Wir fuhren zum Baumarkt, wo ich ein neues Gummi kaufen wollte. Ich fand leider kein Gummiseil, aber wir frühstückten dort beim Bäcker. Nach dem wir im Supermarkt noch eingekauft hatten, gingen wir in eine Parkanlage, wo immer Hunde ausgeführt wurden. Auch hier büxte Paul wieder aus. Er lief auf eine Halde, und ich sah ihn immer mal wieder bellend, von einer Stelle zu einer anderen laufen. Dann lief er über einen Parkplatz und weiter zur Hauptstraße, kam aber wieder zur Halde zurück.

Irgendwann war er nicht mehr zu sehen. Zusammen mit Bella suchte ich dann alles ab, aber von Paul war nichts zu sehen. Auch sein Jagdgebell war nicht mehr zu hören. Nach einer halben Stunde erinnerte ich mich daran, dass Kinder die auf einer Skateranlage standen, mit Begeisterung verfolgt hatten, wie Paul überall umhergerannt war. Als ich sie nach dem Hund fragte, der vorhin hier herumgelaufen war, wussten sie sogar, wo er sich aufhielt, natürlich in einem Gestrüpp.

Tatsächlich konnte man es unter dem Gestrüpp knacken hören. Die Kinder waren jetzt dabei und riefen, wenn einer Paul gesehen hatte. Irgendwann kam er aus dem Gestrüpp heraus, lief aber wieder den Berg hinauf. Es ging noch eine Weile so, dass er auftauchte und wieder verschwand. Auch die Kinder riefen ihn inzwischen mit seinem Namen. Nach etwas mehr als einer Stunde kam Paul endlich zu uns zurück.

In der folgenden Woche büxte Paul beim Morgenspaziergang aus. Paul hatte sein Geschäft gemacht und ich war gerade dabei es einzutüten. Da riss er so an der Leine, dass sie mir aus der Hand glitt und Paul rannte mit der Leine hinterher weg. Auch diesmal überquerte er wieder eine Straße. Da in meiner Nähe mehrere Hunde waren, von denen auch der eine oder andere bellte, kam Paul schon nach fünf Minuten wieder bei mir vorbei. Ob er bei mir geblieben wäre, weiß ich nicht, aber durch die Leine, die er hinter sich herzog, konnte ich ihn bremsen.

Ein anderes Mal lief Paul beim Aussteigen aus dem Auto weg. Dabei verstauchte ich mir meinen Daumen. Er lief vom Garagenhof auf die andere Seite unserer Straße. Ich lief ihm hinterher und sah, wie er auf einer großen Wiese Hin und Her lief. Nach einer Weile lief in ein schmales Wäldchen und hinterher über die dahinterliegende Hauptstraße.

Er lief eine Weile über dahinterliegende Parkplätze. Als er wieder auf die Straße kam, lief er auf der Gegenspur einem Auto entgegen, das für ihn stehen bleiben musste. Ich rief Paul und er kam tatsächlich in meine Richtung. Eine kurze Zeitspanne später, ließ er sich von mir einfangen und wir konnten zusammen nach Hause gehen.

Inzwischen hatte ich eine acht Meter lange Flexi-Hundeleine bekommen. Ich fuhr an einem Morgen nach Marl, wo ich eine Kühlbox für mein Insulin kaufen wollte. Dort hatte man Expandergummi, woraus ich mir einen neuen Zugdämpfer bauen wollte. Dieses Gummi hielt nicht einmal eine Woche, da war aus 1¼ Metern mehr das Doppelte geworden. Dadurch konnte Paul sich nun bis zu 11 Metern von mir entfernen.

Die Spaziergänge mit Paul belasteten mich sehr stark, zumal wenn ich auch noch auf Bella aufpassen musste. Manchmal war ich so ungehalten, wenn Paul an der Leine zog, dass ich ihn kräftig zurückriss. Wenn ich dann aber seinen freundlichen Gesichtsausdruck sah, mit dem er in die Gegend schaute, bekam ich Wut auf mich. Diesen Liebenswürdigen kleinen Hund, durfte man so nicht maßregeln, zumal es sowieso nichts nutzte.

Nach ein paar Tagen, als sich unser Leben in Deutschland etwas normalisiert hatte, rief ich bei der Redaktion vom Stadtspiegel an. Ich hoffte, dass man einen Artikel über Paul bringen könnte. Die Zeitung hatte aber schon seit ein paar Monaten einen regelmäßigen Artikel „Tier der Woche“. Dieser wurde zusammen mit einem Tierheim erstellt. Der Redakteur empfahl mir, Paul in das Tierheim zu geben, damit man ihn vermitteln könne.

Mich empörte das sehr und ich machte ihm klar, dass ich Paul niemals in ein Tierheim geben würde. Es ging mir nicht darum, den Hund loszuwerden, sondern dass Paul in eine Familie kommt, die ihm auch gerecht werden kann. Er empfahl mir, ihm einige Zeilen über Paul zu schreiben und mit einem Foto ihm zu senden, er wollte sehen, ob er doch noch etwas machen konnte.

Ich schrieb der Redaktion, in Stichworten die Geschichte von Paul und schickte Fotos mit. Eine Reaktion darauf, oder eine Antwort habe ich allerdings nie bekommen.

Wir gingen wieder jeden Tag irgendwo frühstücken. Paul verhielt sich dabei vorbildlich, er lag allerdings nie unter dem Tisch, wie anderen Hunde. Paul bettelte zwar auch, etwas vom Frühstück abzubekommen, aber er machte es nur mit den Augen. Bella dagegen stupste mich ständig, und wenn ich nicht darauf reagierte, dann bellte sie mich sogar an. Jedenfalls hatte er von Bella gelernt, etwas vom Frühstück abzubekommen.

Bei einem Morgenspaziergang waren mehrere größere Hunde auf einer Wiese. Paul wollte dort hin und spielte mit einem jüngeren Hund. Obwohl er mit der acht Meter langen Leine und dem zusätzlichen Gummiseil einen großen Radius hatte, tat er mir leid, dass er nicht frei laufen konnte. Ich nahm ihm mit klopfenden Herzen die Leine ab und er rannte mit den anderen Hunden um die Wette. Plötzlich aber sah er Tauben über die Wiese fliegen und er rannte hinterher. Er überquerte wieder eine Straße, hatte aber Glück, dass gerade kein Auto vorbei kam.

Plötzlich aber kam er wieder zurück, wahrscheinlich, weil er die Hunde bellen hörte. Ich ließ Paul später noch das eine oder andere Mal auf dieser Wiese kurz frei, aber immer nur, wenn mindestens vier Hunde auf der Wiese waren. Paul lief mir dabei nie mehr weg, leider aber passierte das zu selten.

Es gab aber auch Erfreuliches beim Spazieren gehen. Wenn Paul Laubhaufen sah, musste er dort drauf. Er schnüffelte dort ungewöhnlich lange. Gras interessierte ihn nicht so sehr wie Bella, die ganz verrückt darauf war, wenn wir nach Deutschland zurückkehren. Einmal kam Paulchen freudig mit einem Tennisball angelaufen. Ganz stolz nahm er ihn mit, bis nach Hause. Ich durfte nicht in seine Nähe kommen, ich hatte bisher Paul in der Wohnung, öfter mal im Spiel etwas abnehmen wollen, das wollte er nun verhindern.

Ich wollte gerne einmal samstags mit Paul zur Hundeschule gehen, aber jedes Mal war das Wetter morgens so schlecht und es regnete, das wir es nicht machten. Wir gingen aber einmal nach dem Frühstück dort hin, und Paul durfte sogar auf den Platz, um mit den anderen zu spielen. Es war schön, zu sehen, wie Paul über den Platz rannte und andere hinter ihm her. Mir fiel auf, dass Paul nur so schnell lief, dass die anderen ihn nicht erreichten. Nach einer Weile sah ich, dass Paul unter einem Tor entwischen wollte, ich konnte ihn aber davon abhalten.

Am Sonntag war im Dorstener Tierheim Frühlingsfest. Wir gingen mit den beiden Hunden hin, weil wir hofften, dass man uns dort bei der Vermittlung von Paul helfen könnte. Vor dem Tierheim gab es einen Trödelmarkt, wo an einem Stand die Figur eines sehr großen Hundes stand. Paul war dieser Hund nicht geheuer, er bellte ihn kräftig an.

Auf dem Freigelände schnappte ein Schwan nach Paul, worauf dieser zurückwich. Auch die Ziegen und ein Esel waren Paul nicht geheuer, er wollte weg aus deren Nähe. Da Bella ständig Schwierigkeiten machte, verließen wir das Freigelände. Danach sprachen wir mit der verantwortlichen Dame des Tierheims für Hunde. Sie machte mir Mut, dass man etwas für die Vermittlung von Paul tun könne.

Wir machten einen Termin für den kommenden Mittwoch aus. Als wir auf dem Rückweg zum Auto waren, kamen wir an einer Stelle vorbei, wo hinter dem Maschendrahtzaun Hühner waren. Die aber lagen auf der Seite, und bewegten sich nicht, sie schliefen wohl. Paul schaute sie sich interessiert an, aber er bellte nicht. Ich bekam das Gefühl, das Paul durchaus mit anderen Tieren zusammenleben könnte.

Ich hatte inzwischen ein kleines Plakat gemacht, worauf ich eine gute Familie für Paul suchte. Wir durften in einigen Cafés, wo wir frühstückten, das Plakat aufhängen. Auch bei der Hundeschule hängten wir später ein Plakat auf.

Am Mittwoch fuhren wir dann zum Tierheim. Das Fotografieren von Paul gestaltete sich etwas schwierig. Erst als ich mich hinter die Dame stellte und dann Paul rief, kamen ordentliche Fotos heraus. Als ich vor einiger Zeit in unserem Wohnzimmer Fotos gemacht hatte, klappte es sofort. Ich erzählte der Dame, wie wir an Paul gekommen waren, in welchem Zustand er sich befand, welche Eigenschaften wir an im erkannt hatten.

Wichtig war uns, das, falls ein Interessent für Paul gefunden würde, der auch Voraussetzungen mitbringen müsste, um Paul gerecht zu werden. Es war ein fruchtbares Gespräch, sie bot mir auch Hilfe an, zuerst ein Patenschaftsvertrag zu machen, bevor Paul ganz übergeben werden sollte. Ich fuhr mit einem sehr guten Gefühl nach Hause.

Mitte April ging ich mit Paul zum Hundetreff am Gemeinschaftshaus. Diesmal waren fünf Hunde dort. Wir gingen zu einer etwas abgelegenen Wiese, wo ich Paul erst von der Leine ließ, als die anderen Hunde schon herumliefen. Es sah auch kurz so aus, als wenn alles funktioniert, denn er lief den anderen Hunden hinterher. Doch dann lief er weiter und war auf einmal auf der Straße, wo aber selten ein Auto fuhr.

Eine 3/4 Stunde lang, war Paul nicht mehr zu sehen. Ich suchte ihn, fragte einen Bauern, aber er war verschwunden. Nach mehr als einer Stunde ging die ganze Gruppe los, um Paul zu suchen. Wir gingen den Damm zur Straße hoch, ich war der Letzte. Hinter mir hörte ich einen Hund hecheln, plötzlich knallte etwas gegen meine Hundeleine und Paulchen rannte an uns vorbei. Wir konnten ihn noch eine Weile laufen sehen, dann war er wieder weg.

Nach einer Viertelstunde kam er wieder in unsere Nähe, lief aber wieder weg. Beim nächsten Mal war die Zeit noch kürzer, wo er verschwunden war. So ging es noch zwei oder drei Mal, bis er zu mir kam und sich anleinen ließ. Zwischendurch hatte ich bei dieser Situation beschlossen, hier nicht mehr hinzukommen. Nachdem aber sein Weglaufen so gut ausgegangen war, beschloss ich, hier öfter hinzugehen, vielleicht auch alleine. Paul sollte seinen Drang zu Laufen auch mal ausleben dürfen.

Am nächsten Samstag waren wir endlich mit Paul auf dem Hundeplatz. Es war schön, zu sehen, wie er seine Energie mal einsetzen konnte. Er rannte mit den anderen Hunden, aber auch alleine. Bei den Übungen konnte Paul natürlich kein „Sitz“ und „Platz“, aber er machte vieles mit, möglicherweise auch nur, weil die anderen Hunde das auch machten.

Nach den Übungen durften die Hunde wieder spielen. Ich fragte Susanne, ob Paul irgendwo entwischen könnte, aber mir wurde bestätigt, dass alles dicht wäre und noch nie ein Hund entwischt wäre. Plötzlich sah ich, wie Paul unter den Zaun wollte, durch mein Rufen und Hinlaufen, ließ er sich davon abbringen. Kurz danach durfte Bella auch auf den Platz. Ich ließ mich von ihr ablenken und merkte nicht, dass Paul wieder entwischen wollte.

Als ich es dann merkte, war er schon halb unter dem Zaun, hing aber noch mit seinem Geschirr fest. Ich versuchte ihn, durch Rufen davon abzubringen, und lief hin. Ich hätte ihn fast noch erwischt, aber er setzte seine ganze Kraft ein und war durch. Auch der nächste Zaun, den er überwinden musste, war kein Hindernis, plötzlich war Paul draußen. Eine Weile lief er noch außen am Zaun hin und her, dann war er aber nicht zu sehen.

Rosemarie und ich liefen nun durch den Wald, um Paul zu suchen und vielleicht einzufangen. Für mich mit meinen schmerzenden Knien war es sehr schwer, durch das Unterholz zu kommen. Ich hatte den schwierigsten Teil durch den Wald hinter mir, da wurde vom Platz gerufen, dass Paul wieder da ist. Als ich wieder auf den Platz kam, hatte Susanne die Trainerin Paul an der Leine. Paul war einfach wieder zurückgekommen. Ich glaube es lag daran, dass er die Hunde vom Platz bellen hörte.

Am Nachmittag bekam ich dann einen Anruf, dass jemand mein Plakat gelesen hatte und sich gerne Paul anschauen wollte. Zehn Minuten später war eine junge polnische Familie bei uns um Paul zu sehen. Wir machten einen Spaziergang mit den beiden Hunden. Nach kurzer Strecke durfte Marius, der junge Vater, Paul führen. Die beiden jungen Mädchen spielten mit Bella. Ich glaube die beiden hätten lieber Bella gehabt.

Wieder Zuhause hätte die Familie Paul gerne sofort mitgenommen, ich wollte das aber noch nicht. Ich versprach, Paul am nächsten Mittag vorbei bringen. Der wahre Grund worum ich ihn erst einen Tag später abgeben wollte, war, dass ich mich von ihm in Ruhe verabschieden wollte. Paul war vier Monate bei uns und das sehr intensiv. Ich hatte seine Entwicklung erlebt, da konnte ich ihn nicht so einfach abgeben. Ich genoss an diesem Abend sogar den Spätspaziergang, denn ich wusste ja, es war der Letzte.

Am nächsten Morgen als Bella wieder an der Glastür im Wohnzimmer kratzte, durfte auch Paul hoch ins Schlafzimmer. Rosemarie lies Paul sogar zum ersten Mal ins Bett. Ich merkte, wie auch ihr die bevorstehende Abgabe von Paul zusetzte. Ich erlebte den Morgenspaziergang mit den Hunden sehr bewusst, denn es war der Letzte mit Paul.

Nach dem Spaziergang fuhren wir noch einmal gemeinsam nach Dorsten zum Frühstück. Beim Herausgehen machte ich mir Gedanken, ob es richtig war, dass Paul das letzte Mal unser Haus verließ. Paul war unbekümmert wie immer und ich wurde ziemlich traurig. Bella merkte das und versuchte mich zu trösten. Wir bekamen ein tolles Frühstück und Paul bekam ebenso wie Bella eine Menge ab.

Nach dem Frühstück machten wir den allerletzten Spaziergang mit Paul am Kanal entlang. Paul wollte wieder den Tauben und Möwen hinterherlaufen, die Enten ließ er heute in Ruhe. Zum letzten Mal stieg Paul in unser Auto ein und schaute während der Fahrt wie immer aus dem Fenster.

Als wir bei der neuen Familie von Paul ankamen, war diese im Hof bzw. im Garten. Paul lief neugierig dort rein, um alles zu untersuchen. Ich bemerkte, dass das Eisentor für Paul kein Hindernis war, also brachte man unten am Tor eine Plastikplatte an. Erst danach ließ ich Paul von der Leine. Paul entdeckte nun in einem weiteren Gartenbereich ein Kaninchen in einem kleinen Verschlag.

Solange das Kaninchen ruhig dort saß, beobachtete Paul es nur. Als es dann mal Hin und Her lief, war Paul sehr verschreckt. Er lief erst weg, um dann bellend, wieder hinzulaufen. Während Paul beschäftigt war, schlichen wir uns aus dem Hof, damit er nichts merkt. Die Mädchen erzählten uns später, dass er uns danach überall schnüffelnd suchte.

Am gleichen Tag kam ein Anruf aus dem Tierheim, man hatte einen Interessenten für Paul. Am nächsten Tag kam wieder ein Anruf. Jemand hatte das Plakat an der Hundeschule gesehen und war an Paul interessiert. Natürlich weiß ich nicht, ob die Leute Paul wirklich genommen hätten, aber wir hatten ja eine Familie für Paul gefunden.

Am nächsten Montag fuhr ich zum Tierarzt, um zu schauen, ob Paul alle notwendigen Impfungen bekommen hatte. Ich merkte, wie sehr Paul mir fehlte. Ich hatte einen großen Druck auf der Brust. Selbst Bella wirkte irgendwie apathisch, obwohl sie Paul immer gemaßregelt hatte. Nachts konnte ich nicht schlafen, ich holte mir bei Bella Trost. In mir war eine große Trauer, immer wieder sah ich Paul vor mir.

So schwierig Paul draußen war, so unkompliziert war er in der Wohnung. Er war neugierig und erkundete alles. Wenn ich im Keller am Computer saß, kam er immer mal wieder vorbei, begrüßte mich und ging wieder weg. Selbst wenn ich auf der Toilette war, kam er kurz vorbei, legte sich vor mir auf den Teppich oder ging wieder. Paul hatte gelernt, dass es in der Duschkabine manchmal etwas Wasser gab.

Auch dass es in der Toilette Wasser gab, wusste er, ging aber nicht daran, weil er das nicht durfte. Die obere Etage vermied Paul, Rosemarie hatte ihm am Anfang mal nicht hinaufgelassen, weil sie die Befürchtung hatte, dass Paul wie Bella in die Betten ging. Paul holte sich inzwischen aus einem großen Korb Spielzeug, um damit zu spielen. Ich glaube, dass er das Spielen von Bella gelernt hatte. Leider hatte er in Bella eine Chefin, die ihn ständig beobachtete und ihn dann maßregelte, wenn ihr etwas nicht gefiel.

Beim Fernsehen kam er auf die Couch und schmiegte sich an mich oder Rosemarie. Wenn ich nachmittags mal etwas ruhen wollte, wärmte er mir die Füße oder noch besser die Knie. Nur in den Garten durfte er nicht alleine, die Zäune waren für Paul zu niedrig. Einmal spielte er so schön mit Bella, da habe ich ihn von der Leine genommen. Zwei Sekunden später war er schon in Nachbars Garten und wollte auch da wieder unter ein Tor kriechen. Es hätte aber nur noch ein bis zwei Wochen gedauert, bis der Zaun für ihn ausbruchsfest gewesen wäre. Nun war das leider nicht mehr nötig.

So ging es auch am nächsten Tag weiter. Die Spaziergänge mir Bella, ohne Paul waren nun total einfach. In der Nacht wurde ich um 5 Uhr wach und konnte nicht wieder einschlafen. Ich ging runter ins Wohnzimmer, wo mein Laptop stand, und fing an zu schreiben. Ich bearbeitete meine Aufzeichnungen von der aktuellen Überwinterung. Ich bearbeitete die Zeit, als Paul bei uns seinen ersten Monat verbrachte.

Noch in der gleichen Nacht und auch am folgenden Tag, war der starke Druck von der Brust gewichen. Ich musste plötzlich, nicht mehr nur an Paulchen denken. Obwohl ich noch auf zwei Zugdämpfer wartete, die ich für Paul bestellt hatte, wollte ich an diesem Tag Paul besuchen.

Wir fuhren wir nach Ankündigung zu Pauls neuer Familie. Paul war im Hof und begrüßte uns freudig einen nach dem anderen, um dann an der jungen Frau hochzuspringen. Rosemarie hatte ihm einen frittierten echten Knochen mitgebracht, den er dankend annahm und auch nicht mehr hergeben wollte. Paul machte den Eindruck, dass er sich hier wohlfühlte, auch was die junge Frau erzählte, bestätigte das. Als wir dann gingen, jammerte Paul ein wenig, er wollte wohl nicht, dass wir gehen. Ich sah seinen Schatten noch eine kleine Weile hinter dem Tor. Dann war er weg, möglicherweise wollte er uns auf der anderen Seite des Hauses sehen.

Ich war äußerst zufrieden mit unserem Besuch, ich hatte so gehofft, dass er so ähnlich ablaufen würde. Einige Leute hatten mir gesagt, dass er uns auf keinen Fall so früh sehen sollte. Aber schon wie bei Carlos im letzten Jahr und wie ich Paul einschätzte, war dieser Besuch vollkommen ok. Wir wussten jetzt, dass Paulchen bei seiner neuen Familie angekommen war.

Natürlich war er erfreut, als er uns gesehen hatte, waren wir doch vier Monate lang, seine Familie. In dieser Zeit war aus einem verschüchterten Kleinen Hund, ein selbstbewusster junger Hund geworden. Mir kamen die Tränen, aber diesmal waren es Freudentränen.

In den folgenden Tagen dachte ich immer noch ständig an Paul. Wenn ich nachts wach wurde und nicht mehr einschlafen konnte, der große Druck in der Brust war verschwunden. Drei Tage nach diesem Besuch bekam ich die bestellten Zugdämpfer. Ich beschloss, die Dämpfer einfach in den Briefkasten von Pauls Familie zu werfen.

Ich machte dies, wagte aber ein Blick auf das Hoftor und sah dort Paul, der auch herausschaute. Ich ging dorthin und sah, dass Paul alleine auf dem Hof war. Ich ging mit Rosemarie zu Paul hinein und hatte das Gefühl, das Paul sehr traurig ausschaute, so wie zu der Zeit, als wir ihn kennengelernt hatten. Wir streichelten und drückten Paul und ich wurde wieder traurig. Beim Herausgehen musste ich ihn mit Futter abzulenken, damit er nicht durch das Tor entwischte.

Ich machte mir nun wieder Gedanken, ob wir für Paul wirklich die richtige Familie gefunden hatten. Für mich war immer nur eines wichtig, das es Paulchen gut geht. Ich musste ja noch einmal hin, um die Tasso-Marke abzugeben. Ich hoffe, dass ich Paul dann mal etwas länger, beobachten konnte.

Am nächsten Dienstag kam die Marke von Tasso. Ich versuchte, dort anzurufen, ob wir vorbeikommen können, um die Marke zu bringen. Leider meldete sich dort keiner. Da ich in der Vergangenheit auch schon öfter vergeblich angerufen hatte, nahm ich an, dass die Leute evtl. im Garten sind. So war es dann auch. Paul freute sich diesmal nicht mehr so sehr, wie bei unseren letzten Besuchen. Marius, Pauls neues Herrchen war diesmal da und wir konnten ausgiebig mit ihm reden.

Er gestand, dass Paul vier Tage, nachdem wir ihn dort hingebracht hatten, beim Spazierengehen ausgebüxt war. Nach 40 Minuten war er aber wieder zu ihm zurückgekommen war. Er erzählte auch glaubwürdig, wie groß seine Angst war, als Paul ihm weggelaufen war. Dass Paul beim letzten Besuch traurig war, war auch in Ordnung, weil er draußen nicht alleine sein wollte. Selbst mit dem Kaninchen hatte sich Paul inzwischen angefreundet.

Ich merkte nun, Paul war nicht mehr unser Hund. So traurig dass vielleicht für uns auch war, aber für Paul war es ganz toll. Innerlich hoffte ich, dass auch dem Carlos vom letzten Jahr, etwas Ähnliches passiert sei. Paul hatte auf jeden Fall von Carlos profitiert.

Am nächsten Tag merkte ich, dass der Druck von meiner Brust endgültig gewichen war. Die Erinnerung an Paul macht mich nicht mehr so traurig. Natürlich dachte ich auch in den nächsten Tagen noch immer viel an ihn. Immer häufiger bekam ich ein gutes Gefühl, wenn ich an Gegebenheiten mit Paul dachte. Paul hatte mir in Spanien, aber vor allem auch in Deutschland viel Freude bereitet. Seine Freundlichkeit, seine Demut, sein gelerntes Selbstvertrauen, vor allem aber seinen tollen Charakter mochte ich.

Wenn Paul draußen nicht immer so stark an der Leine gezogen hätte, ich hätte ihn wahrscheinlich nie abgegeben. Nun hat Paul aber eine neue Familie und wir sind für ihn nur noch Vergangenheit. Vielleicht sehen wir ihn ja mal irgendwo und er freut sich, wenn er uns sieht. Adios Paul, ich wünsche dir viel Glück in deinem weiteren Leben.

Zwei Monate später besuchten wir Paul noch einmal in seiner neuen Familie. Paul war nicht dort, er war bei seinem Herrchen, der gerade die neue Wohnung renovierte. Pauls Frauchen zeigte uns die neue Wohnung und den neuen Garten.

Paul freute sich vor allem über den Besuch von Bella, mit der er in dem riesigen Garten spielte. Rosemarie wurde von ihm auch begrüßt, aber sehr mäßig, mich ignorierte er sogar. Für meine Gefühle war das etwas deprimierend. Wie hatte er sich in der Zeit bei uns, morgens auf mich gefreut. Er sprang an mir hoch und versuchte mich zu küssen, oder rollte sich am Boden wie ein Irrer. Und nun ignorierte er mich, er wich sogar vor mir zurück wie an dem Abend, als er uns zum ersten Mal traf.

Mein Kopf sagte mir aber, dass es so genau richtig war. Paul hat nun eine neue Familie, die ihn liebt und er seine neue Familie. Er hat einen großen Garten, wo er auch ein Stück den Vögeln hinterher laufen konnte. Paul war bei seiner endgültigen Familie angekommen. Ich habe diesmal im Gegensatz zum Vorjahr mit Carlos Glück gehabt, dass mit Paul im Endeffekt alles geklappt hat. Alles Gute für deine Zukunft Paulchen und vielen Dank für die Freude, die du uns in den vier Monaten gemacht hast.

Fazit::
Paul hat uns in der Zeit, in der er bei uns lebte, viel Freude bereitet, aber auch eingeschränkt und das in Spanien wie in Deutschland. Aus einem verletzlichen scheuen Hund, der anfangs ständig humpelte und auf drei Pfoten lief, wurde ein selbstbewusster Hund, der vor Kraft strotzte. Paul hatte gelernt, zu spielen, Dinge zu tun, die nicht unbedingt für sein Überleben notwendig waren. Er hatte gelernt, Eigentum zu besitzen und dieses auch zu verteidigen.

In Spanien begrüßte er fast jeden Hund freundlich und die anderen Hunde waren freundlich zu ihm. In Deutschland ging er immer häufiger an anderen Hunden vorbei, ohne sie zu beachten. Ich glaubte, dass es daran lag, dass er hier immer angeleint war.

Nun hat er in Deutschland seinen Platz gefunden, wird geliebt und liebt seine Familie.